faithpwr
Kurzbeschreibung
Faithpwr ist ein digital-pastorales Angebot für junge Erwachsene, welches durch alltagsrelevante Perspektiven diversitätssensibel und aus einer christlichen Haltung heraus einen Beitrag zur Demokratie- und Glaubensbildung leistet.
Auf welche theologische Herausforderungen reagiert das Projekt?
Kirchliche Angebote sind im Sinne einer performativen Glaubenskommunikation in digitalen Kulturwelten bspw. auf Instagram, TikTok oder YouTube gegenüber anderen sinnstiftenden Formanten deutlich unterrepräsentiert. Diese gut belegbare Tatsache wird durch die Bedeutung flankiert, die diese ergänzenden Lebensräume nicht nur, aber insbesondere für viele Jugendliche und junge Erwachsene besitzen. Sie sind – inzwischen schon recht lange – hochrelevant für so ziemliche alle Fragen ihrer Lebensrealität.
Hieraus ergibt sich eine systemische und theologische Herausforderung: Was hier nicht vorkommt, das wird von vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen häufig auch nicht wahrgenommen. Denn Sichtbarkeit lässt sich digital nicht behaupten, sondern ist das Ergebnis von Relevanz und Nutzung. Theologisch gewendet lässt sich gleichermaßen feststellen: Wo wir als institutionelle Form von Kirche nicht vorkommen, bleiben uns gleichermaßen kulturelle Zugänge zum Evangelium versperrt. Denn gerade die veränderte Situation in der heutigen Welt erfordert auch eine veränderte theologische Epistemologie. Insofern ist eine auf Relevanz und Performativität ausgerichtete Glaubenskommunikation in digitalen Kulturräumen keine schlimmstenfalls kontaminatorische Applikation ewiger Wahrheiten, sondern in bester Weise praxiskonsumptiv-theologieproduktive Pastoral eines kulturbedürftigen Evangeliums.
Projektbeschreibung
Hinter dem Instagram-Account @faithpwr verbirgt sich ein crossmediales Social Media-Projekt, das es den Nutzer:innen ermöglicht, in ihrer spirituellen Autonomie zu wachsen und religiöse Erfahrungen des Alltags miteinander zu teilen. @faithpwr versteht sich als ein geschützter Raum, in dem die Community gemeinsam verschiedene Ausdrucksformen des Glaubens erkundet. Es ist ein Ort des kreativen Schaffens, an dem eine große Diversität an Zugängen zu religiösen Themen und Spiritualität unmittelbar erlebt, anderen vorgestellt und diskutiert werden kann.
Damit ist @faithpwr im Kern ein Ort des Austauschs, der Ermutigung, der Unterstützung und der Inspiration. Hier werden Versuche unternommen, Antworten auf spirituelle Fragen zu finden – und diese Erfahrungen werden miteinander geteilt.
Im Mai 2021 wurde eine erste, explorative Projektphase des Kanals abgeschlossen und erfolgreich evaluiert. Nun wird das Projekt als ökumenisches Angebot für digitale Glaubenskommunikation vom Bistum Limburg in Zusammenarbeit mit Partner:innen in Kirche und Gesellschaft weitergeführt. Ziel dieses Artikels ist es, über die Arbeit des Projekts zu berichten, Einblicke in die praktische Umsetzung digitaler Glaubenskommunikation zu geben und die gewonnenen theologischen Erkenntnisse zu teilen.
Durchführung
@faithpwr ist ein crossmediales Social-Media-Projekt, das sich vor allem an junge Christ:innen und religiös Interessierte richtet und sich über drei verschiedene Medien erstreckt: (1) einen Instagram-Kanal als Magazin und Hauptplattform der Marke, (2) einen begleitenden Podcast als Interviewformat und (3) mehrere TikTok-Kanäle als persönliche Blogs.
Ein festes Redaktionsteam betreut das Projekt und strukturiert es durch monatlich wechselnde Themen und redaktionelle Formate. Diese Themen sind aktuell, relevant für die Community und bewegen sich an der Schnittstelle von Glauben und Gesellschaft. Jede Themenreihe wird in ko-kreativer Zusammenarbeit des Redaktionsteams mit der Community gestaltet. Es gibt wiederkehrende redaktionelle Formate, die an bestimmten Wochentagen veröffentlicht werden. Diese Formate wiederum werden in vier- bis fünfwöchige Themenreihen eingebettet, die einen vordefinierten Schwerpunkt beleuchten. Beispiele für solche Themen sind Beziehungen, Intimität, Arbeit, Unsicherheit, Kunst, Postkolonialismus oder Feminismus.
Die Einführung in ein Thema geschieht zweischrittig: (1) Im Vorfeld findet eine Umfrage zum jeweiligen Thema statt. In dieser kann die Community sowohl ihre direkten Perspektiven teilen als auch Wünsche und Interessen für die Themenreihe benennen. (2) Es wird eine biblische Persönlichkeit ausgewählt, die in Verbindung mit dem Thema steht. In Zusammenarbeit mit einer Illustratorin wird der Charakter dieser Figur authentisch und ansprechend visualisiert. Dabei wird ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die Illustrationen sowohl das theologische Thema des jeweiligen Kontextes widerspiegeln als auch eine breite Diversität in puncto Geschlecht und Hautfarbe abbilden. Kurzum: Es erfolgt eine Transformation ins Hier & Jetzt. So wurde beispielsweise der Prophet Amos in der Themenreihe Arbeit mit einem Demonstrations-Schild dargestellt. Die biblischen Figuren werden jeweils von einer szenischen Erzählung begleitet – in der Ich-Perspektive geschrieben – die ihre Verbindung zum Thema herauskristallisieren soll. Sie werden also den anderen Personen gleichgestellt, die ihre Perspektiven zu einem Thema auf dem Account teilen.
Durch diese beiden Punkte zum Beginn einer jeden Themenreihe wird ein Bogen zwischen der mehr als zweitausend Jahre alten religiösen Geschichte des Christentums und der heutigen Lebenswelt gespannt.
Wiederkehrende Formate
Themenreihe
Wesentliches Kennzeichen unseres Kanals sind wechselnde Themenreihen wie bspw. Politisch, Beziehung oder Gottesbilder, zu denen wir mit unserer Community ins Gespräch kommen. Die Themenreihen sind in der Kanalübersicht auf Instagram gut an der jeweiligen Farbcodierung zu erkennen. Jede Themenreihe wird durch eine biblische Figur eröffnet, die wir mit einer hochwertigen Illustration und einer szenischen Erzählung im Rahmen des aktuellen Themas nachzeichnen.
Feature Gäste auf Instagram
Wir verstehen unsere Arbeit in digitalen Kulturräumen nicht als Einwegkommunikation, in der wir zielgruppenoptimiert unser Wissen ‚ins Netz‘ hauen, sondern richten unsere Arbeit auf phatische Kommunikation aus; wollen in echte Beziehung mit anderen treten. Wir verfolgen dieses Ziel, indem wir auf unserem Kanal auch anderen Projekten und Personen die Möglichkeit geben ihre Perspektiven zu teilen und in die Diskussion zu bringen.
TikTok
Wir nutzen mehrere TikTok-Kanäle als persönliche Blogs, indem wir weiterführende Inhalte zu einzelne Themenspektren bspw. Feministische Theologie in den Blick nehmen.
Buchprojekt ICONS
Eine Kultur der Digitalität verbreitert soziale Beteiligung und realisiert sich nicht ausschließlich im Internet. Zusammen mit unserer Community arbeiten wir an einem Buch, welches unsere Lieblingstexte, Illustrationen anhand von zwölf ausgewählten Themen auf Papier bringt.
Buchclub
In unserem faithpwr-Buchclub lesen wir zu jeder Themenreihe begleitend ein Buch aus unterschiedlichen Genres. Während der gesamten Themenreihe kann dieses Buch in einer Instagram-Gruppe diskutiert und am Ende in einer Zoom Konferenz besprochen werden.
Podcast
In unserem Podcast führen wir zum den wechselnden Themen auf unserem Instagramaccount einzelne vertiefende Interviews.
Strategische Kooperationspartner
- Yeet - Evangelisches Contentnetzwerk
- Bodenpersonal – Katholisches Contentnetzwerk
- EKD Förderung durch Innovationspreis
- Content Creator*innen: Lara Theilig, Lukas und Freddy (@glaube_liebe_pizza)
Evaluation
- Daniel Hörsch (Midi – Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung, Berlin)
- Prof. Dr. Matthias Sellmann (Ruhr-Universität Bochum)
- Prof.in Dr. Petra Strehmel (Universität Hamburg)
Arbeitsergebnisse
- Kuhn, Jan / Souto Miebach, Ana / Quarch, Lisa:
@faithpwr – auf Social Media von religiösen Erfahrungen sprechen, in: Religion auf Instagram. Plattform – Content – User – Praxis, hrsg. v. Viera Pirker, Freiburg i.Br. 2024 [in Druck]. - Kuhn, Jan:
Digital Authentisch. Herausforderungen und Lösungsangebote zu pastoraler Glaubwürdigkeit in digitalen Kulturräumen (Angewandte Pastoralforschung, Bd. 11), Würzburg 2024. - Kuhn, Jan / Quarch, Lisa:
So lonely – trotz Instagram und TikTok, in: LS 02/2023, S. 119-122. - Hörsch Daniel (Hg.):
Digitale Communities. Eine Pilotstudie zur Followerschaft von christlichen Influencer*innen auf Instagram, Berlin 2022. - Kuhn, Jan:
@faithpwr – auf Instagram von religiösen Erfahrungen sprechen, in: ComSoc 01/2021, S. 116-121. - Kuhn, Jan:
@faithpwr – auf Instagram von religiösen Erfahrungen sprechen, in: Prisma 01/2020, S. 8-9.